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"Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau", heißt es in 1. Mose 1,27. Die Erschaffung eines binären Geschlechts ist jedoch nicht so feststehend, wie es scheint – sie war über die Jahrhunderte bis zur Gegenwart Diskussionsgegenstand und wurde auch durchaus kritisch rezipiert. In seinem Vortrag zeigte uns Orlando Meier-Brix wie eine andere Form der Exegese einen Interpretationsraum für nicht-binäre Konzeptionen öffnet.

And G*d created the gender binary?

Orlando Meier-Brix beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Erschaffung des Geschlechts im Tanach. Beginnend mit 1. Mose 1,27  wurde die Rezeption des Textes im Laufe der Jahrhunderte kritisch untersucht. Ist das biblische Geschlecht immer binär? Was haben die alten Rabbiner daraus gemacht? Und wie sieht das Verhältnis queeree Juden und Jüdinnen im 21. Jahrhundert zu diesen Texten aus?

Durch den eingenommenen textuellen Blickwinkel konnte die Spannung und spielerische Herangehensweise herausgestellt werden, die für die queere Exegese charakteristisch sind. Die Erschaffung von (geschlechtlichen) Menschen scheint die binären, heteronormativen Rahmenbedingungen zu verfestigen, mit denen wir heute kämpfen. Aber bieten uns die tanachischen Texte nicht auch die Zugänge zu einer queeren Lesart an?

Biografie

Orlando Meier-Brix ist Forscher, Aktivist und Pädagoge. Er studierte Judaistik, Religionswissenschaft und Gender Studies an der Universität Wien, der Universität Potsdam und der Humboldt Universität Berlin. In allen Aspekten seines Lebens und seiner Arbeit versucht er, die Überschneidungen von Geschlecht, Sexualität und Judentum zu erforschen. Zu seinen Forschungsinteressen gehören queere und feministische jüdische Theologien, modernes jüdisches Denken, queere Geschichtsschreibung sowie queere Zugänge zu jüdischen Texttraditionen. Orlando arbeitet als Pädagoge und Referent mit dem Schwulen Museum Berlin und an verschiedenen universitären sowie auch außeruniversitären Bildungseinrichtungen. Derzeit lehrt er als Gastdozent an der Universität Marburg und der Universität Koblenz-Landau. Gemeinsam mit Joy Reißner gab er die Anthologie tin*stories. Trans | inter | nicht-binäre Geschichte(n) seit 1900 (https://www.edition-assemblage.de/buecher/tinstories/) heraus, die im Dezember 2022 bei Edition Assemblage erschienen ist.

 

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