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Die jährliche Summer School des Instituts für Praktische Theologie, die bereits seit einigen Jahren in Kooperation mit der Bar-Ilan Universität (Ramat Gan, Israel) stattfindet, lud auch in diesem Sommer Interessierte Studierende zum „Dialogical Bible Reading“ nach Israel ein. Thematisch stand der Workshop unter dem Titel „Samuel – „a prophet of the LORD” (1Sam 3,20). Die Leitung hatte Prof. Dr. Alexander Deeg inne.

Jetzt, Anfang November, bei der Veröffentlichung dieses Textes denken wir nicht nur zurück an unsere Erfahrungen in Israel, sondern an unsere Kolleg:innen und Freunde in Israel heute nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Wir sind mit unseren Gedanken und in unseren Gebeten bei ihnen.

Teilnehmerin Hannah Kehrein schildert ihre Erlebnisse und Eindrücke:

Die siebentägige Studienreise führte uns nach Nes Ammim, einem Dorf im Norden Israels. Christliche Menschen aus Deutschland und den Niederlanden gründeten es in den 60er Jahren mit dem Ziel, insbesondere den jüdisch-christlichen Dialog zu fördern. Dort trafen wir Angehörige der Bar-Ilan Universität, zumeist orthodoxe Jüdinnen und Juden, um gemeinsam die Bibel zu lesen.

Wir lasen 1 Samuel 1-4. Die Geschichte handelt von Hannah und Samuel, von Eli und der Bundeslade. Vers für Vers erkundeten und erarbeiteten wir uns den Text. Dieser stand dreisprachig (Hebräisch, Deutsch, Englisch) zur Verfügung, sodass die Verständigung gewährleistet war und auch Übersetzungsunstimmigkeiten diskutiert werden konnten.

Gewinnbringend war, dass jede Person eingeladen war, ihre eigene Lesart einzubringen: Die wichtigsten beiden Regeln des "Dialogical Bible Readings" sind, jedes Wort zu beachten und wertzuschätzen sowie keine Autoritäten außer der eigenen Person einzubringen. Auf diese Weise entstand eine vielschichtige, bild- und perspektivenreiche gemeinsame Lesart, die auch Widersprüchliches nebeneinander stehen lassen konnte.
Insgesamt war das "Dialogical Bible Reading" für alle Teilnehmenden eine große Bereicherung und Inspiration.

Exkursionen zu Ausgrabungen in Beit Shearim und Zippori standen ebenso auf dem Programm wie verschiedene Gastvorträge und Methoden, einem Bibeltext zu begegnen: Mit Prof. Dr. Alexander Deeg probierten wir uns an einem Bibliolog zu Hannahs Gebet im Tempel, Prof. Dr. em. Gerhard Marcel Martin führte ein Bibliodrama zu Hannahs Lobgebet durch und Co-Leiter Rabbi Shabtai Rappaport zeigte uns im Babylonischen Talmud, wie die Rabbinen sich selbst mit biblischen Figuren z. B. Samuel oder dem זרע אנשים (wörtl. „Samen der Männer“, 1 Sam 1,11) identifizierten, um sie zu verstehen.

Die Studienreise endete mit der Feier des Shabbat, bei dem uns der Leipziger Rabbiner Zsolt Balla federführend begleitete und mit Shabbatliedern begeisterte.

Beeindruckt von vielen Erlebnissen und begleitet vom Duft der Hawdala-Kräuter flogen wir zurück nach Deutschland, mit neuer Lust am gemeinsamen Bibellesen und Freude am Dialog.

 

 
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