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Die Forschungsstelle Judentum durfte den israelischen Dichter Mati Shemoelof begrüßen, der aus seinem Gedichtband Bagdad – Haifa – Berlin vorlas.

Bagdad. Haifa. Berlin.

Mati Shemoelof liest aus seinem Gedichtband Bagdad – Haifa – Berlin vor. Shemoelof Gedichte repräsentieren die verschiedenen Stationen seiner Familiengeschichte: Bagdad, die Stadt aus der seine Familie nach Israel ausgewanderte, wo dieser aufwuchs und schließlich seine heutige Wahlheimat Berlin. Die Erfahrung der Heimat in der Fremde, Fremde in der Heimat, bildet die poetische Denkfigur und lässt Identität als etwas Diskontinuierliches, Fragiles wirken. Dies erinnert mitunter an Derridas Terminus der Différance, die sich in der Spur eingräbt, indem sie sich nicht zu einem Anfangspunkt zurückverfolgen lässt, weder Anfang noch Ende kennt. Insbesondere wenn es um die Frage nach der Selbstverortung von Sprache geht, lotet Shemoelof immer wieder die Grenzen aus, indem er in seinen Gedichten einen Mix aus deutschen, hebräischen und englischen Wörtern verwendet – als „gebrochenes Englisch und Deutsch“ bezeichnet Shemoelof diese Sprachspiele und –(aus)brüche.

Doch nicht nur die poetische Sprengraft zeichnen seine Gedichte aus, sondern auch die gesellschaftskritische Dimension, deren Hintergrund Shemoelof Erfahrungen als mizrachischer Jude in einer stark von askenasischen Perspektiven und Hierarchien geprägten Gesellschaft und Kultur gemacht hat.

Biografie

Mati Shemoelof ist ein jüdischer Autor aus Haifa, der seit einigen Jahren in Berlin lebt. In Israel sind von ihm  bisher zehn Bücher erschienen, die meisten davon Gedichtbände, darunter auch eine Kurzgeschichtensammlung, ein Essayband und ein Roman. Seine erste Veröffentlichung in Deutschland war die Gedichtsammlung mit dem Titel “Bagdad | Haifa | Berlin” (2019. AphorismA Verlag). Shemeolof hat ein Hörspiel mit dem Titel „Das künftige Ufer“ WDR (2018) geschrieben. In Berlin ist er der Mitbegründer von literarischen Gruppen : “Poetic Hafla” – eine multi-linguale künstlerische Künstlergruppe, die den Immigrantenkulturen in Berlin eine Stimme gibt. Sein erster Roman "Der Preis" ist 2021 auf Hebräisch erschienen. Im selben Jahr richtete er mit seiner Gruppe “Anu: Jews and Arabs writing in Berlin” das viertägige Literaturprojekt "The Festival of the Middle East Union" aus.