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Am Donnerstag, den 9. Oktober 2025, trafen sich junge Menschen im Hinterhof der Theologischen Fakultät, um gemeinsam in einer koscheren Sukka (Laubhütte) den jüdischen Feiertag Sukkot, was auch als Laubhüttenfest bekannt ist, zu feiern.

Die Judaistik hat sich sehr gefreut, dieser schönen Veranstaltung einen sicheren Raum in der Theologischen Fakultät bieten zu dürfen. Wir möchten uns herzlich bei Dekan Prof. Dr. Alexander Deeg und Prof. Dr. Gert Pickel, dem Antisemitismusbeauftragten der Universität Leipzig, für ihre warmherzige Unterstützung und die Ermöglichung dieser Veranstaltung bedanken.

An English version of the text will follow the German.

Am Donnerstag, den 9. Oktober 2025, trafen sich junge Menschen im Hinterhof der Theologischen Fakultät, um gemeinsam in einer koscheren Sukka (Laubhütte) den jüdischen Feiertag Sukkot, was auch als Laubhüttenfest bekannt ist, zu feiern.

Die zwei Veranstalter-Organisationen waren TaMar und Keseht. TaMaR Community ist eine Gruppe junger Jüdinnen und Juden in Deutschland, die sich für ein offenes, modernes und progressives Judentum engagiert. Keseht Dutschland e.V. ist eine jüdische LGBTQI*-Community in Deutschland.

Die Gruppe bestand also aus jüdischen Menschen sowie queeren Menschen und Queer-Allies. Beide Organisationen, TaMar und Keshet, haben sich das Ziel gesetzt, queeren sowie jüdischen Existenzen einen Raum zu bieten, in dem sie sich sicher und frei ausleben, ihre eigenen Identitäten erörtern und feiern können.

Nach einer kurzen Weile, in der die Teilnehmenden Gelegenheit hatten, sich untereinander zu mischen und kennenzulernen, wurde das Gebot Netilat Lulav erklärt.
Das Gebot dreht sich im Grunde genommen um vier symbolträchtige Pflanzenarten (hebräisch:ארבעת המינים  arbaʿat ha-minim): Etrog, Lulav, Hadas und Aravah (vgl. Levitikus 23:40). In der Mischna und im Talmud wird dieses Gebot ausführlicher behandelt.

Für dieses Gebot binden Jüdinnen und Juden drei bestimmte Arten von Zweigen und eine Frucht – die Zitronatzitrone – zusammen, erheben sie und genießen ihren Duft und Anblick. Jede und jeder, die wollte, nahm anschließend die vier Pflanzenarten in die Hand, erhob und schwenkte sie.

Später in der Sukka haben wir diesen antiken Brauch auch diskutiert. Die vier Pflanzenarten sowie ihr zeremonielles Schwenken enthalten symbolische Anspielungen. Sie stehen etwa für vier Aspekte des Dienstes eines Juden an Gott. Durch ihre unterschiedlichen Merkmale und Nutzungspotenziale symbolisieren sie aber auch die Diversität einer Community und die Wichtigkeit der verschiedenen Arten von Menschen darin – denn der Vier-Arten-Strauß taugt für das Gebot nur, wenn er vollständig ist.
Letztlich stehen die vier Pflanzenarten auch für die Verbindung mit der Natur, äußern Danksagung für den Abschluss der Erntesaison und bringen Segen der Fruchtbarkeit.

Anschließend wurde das Amida-Gebet gesprochen, bevor wir gemeinsam Platz in der Sukka genommen haben – zum Quatschen und Essen, aber auch zum gemeinsamen Lernen und Diskutieren. Jun.-Prof. Yemima Hadad bereitete uns einen kurzen Shiur zum Thema Sukkot. Unter anderem haben wir in Hevruta unterschiedliche Bezugnahmen der jüdischen Tradition auf den Feiertag thematisiert.

Dabei wurde auch das Thema Freude diskutiert: Im Sukkot ist man dazu geboten, sich zu freuen. Doch wie kann eine Emotion vorbestimmt werden? Was, wenn man keine Freude empfindet? Oder geht es hier vielleicht gar nicht um das innere Gefühl, sondern um den performativen Aspekt der Freude? Liegt darin womöglich eine Sichtweise, die versucht, Emotionen von außen zu beeinflussen? Denn auch wenn man traurig ist, selbst dann ist das Zusammenkommen mit Freund:innen, gemeinsames Essen und Trinken, sich austauschen und Lernen doch die besten Voraussetzungen für Freude und ein Heilmittel gegen the blues. Dies und vieles mehr hat unseren Abend bereichert. 

Die Judaistik hat sich sehr gefreut, dieser schönen Veranstaltung einen sicheren Raum in der Theologischen Fakultät bieten zu dürfen. Wir möchten uns herzlich bei Dekan Prof. Dr. Alexander Deeg und Prof. Dr. Gert Pickel, dem Antisemitismusbeauftragten der Universität Leipzig, für ihre warmherzige Unterstützung und die Ermöglichung dieser Veranstaltung bedanken.
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On Thursday, October 9, 2025, young people gathered in the courtyard of the Faculty of Theology to celebrate together the Jewish holiday of Sukkot, also known as the Feast of Tabernacles, in a kosher sukka (a temporary hut).

The two hosting organizations were TaMar and Keseht. TaMaR Community is a group of young Jewish people in Germany who are committed to an open, modern, and progressive Judaism. Keseht Dutschland e.V. is a Jewish LGBTQI* community in Germany.

Accordingly, the group consisted of Jewish people as well as queer people and queer allies. Both organizations, TaMar and Keshet, share the goal of creating spaces where queer and Jewish individuals can live freely and safely, explore their identities, and celebrate them.

After a short while, during which participants had the chance to mingle and get to know each other, the commandment of Netilat Lulav was explained.
This commandment centers on four symbolic species (Hebrew: ארבעת המינים  arbaʿat ha-minim): etrog, lulav, hadas, and aravah (see Leviticus 23:40). In the Mishnah and the Talmud, this commandment is discussed in greater detail.

For this ritual, Jews bind together three specific types of branches and one fruit—the citron (etrog)—raise them, and appreciate their fragrance and appearance. Everyone who wished to could take the four species in hand, lift them, and wave them.

Later in the sukka, we also discussed this ancient custom. The four species and their ceremonial waving contain rich layers of symbolism. They are said to represent four aspects of a Jew’s service to God. Through their differing characteristics and uses, they also symbolize the diversity within a community and the importance of all its members—since the bundle of four species fulfills the commandment only when it is complete.
Ultimately, the four species also express the connection to nature, gratitude for the end of the harvest season, and the wish for fertility and blessing.

Afterward, the Amida prayer was recited before we all sat down together in the sukka—to chat and eat, but also to learn and discuss. Jun.-Prof. Yemima Hadad prepared a short shiur (lesson) on the theme of Sukkot. Among other things, we explored in hevruta (paired study) different references to the holiday in Jewish tradition.

We also discussed the theme of joy: during Sukkot, one is commanded to rejoice. But how can an emotion be commanded? What if one does not feel joy? Or perhaps the commandment refers not to an inner feeling, but to the performative aspect of joy? Might this reflect a view that seeks to influence emotions from the outside inward? For even when one feels sad, gathering with friends, eating and drinking together, sharing and studying together, these are the best conditions for joy and a can offer remedy for the blues. These reflections, and much more, enriched our evening.

The Department of Jewish Studies was delighted to provide a safe space for this beautiful event within the Faculty of Theology. We would like to express our sincere thanks to Dean Prof. Alexander Deeg and Prof. Gert Pickel, the University of Leipzig's anti-Semitism officer, for their warm support and for making this event possible.