Gastvortrag
Jonathan Kaplan: "Antizionistischer Sozialismus: Die DDR und Israel im Kalten Krieg"
Wie reagierte die DDR auf den Zionismus? Dieser Vortrag betrachtet die Definition des Zionismus in der DDR als einen wichtigen Bestandteil der Entwicklung ihres Diskurses der NS-Vergangenheitsbewältigung. Unter anderem werden wir die Veränderungen in der Position der DDR gegenüber Israel beleuchten, angefangen mit dem Scheitern der Wiedergutmachungsverhandlungen in den 1950er Jahren, über die ostdeutschen Reaktionen auf den Sechs-Tage-Krieg 1967 und den Jom-Kippur-Krieg 1973, bis hin zu den 1980er Jahren und der deutschen Wiedervereinigung.
Öffentlicher Vortrag, keine Anmeldung erforderlich.
Schon unmittelbar nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Jahr 1949, lehnten führende SED-Funktionäre, darunter auch Politikerinnen und Politiker jüdischer Abstammung, die zionistische Ideologie öffentlich ab und argumentierten, dass Israel als jüdischer Staat den Interessen der kapitalistischen Kräfte im Nahen Osten diene. Archivmaterial zeigt, dass trotz fehlender diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und Israel ein regelmäßiger offizieller und inoffizieller Austausch zwischen ostdeutschen und israelischen Behörden und Organisationen stattfand.
Jonathan Kaplan (geboren 1983 in Israel) promovierte an der Freien Universität Berlin von 2014 bis 2020 zum Thema „Das Außenministerium der DDR und die NS-Vergangenheit“. Während seiner Promotion erhielt er ein Stipendium vom Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk von 2015 bis 2018 und war Junior Fellow am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien von 2018 bis 2019. Sein Postdoc-Projekt befasst sich mit den Kontakten zwischen jüdischen und antifaschistischen Organisationen aus dem nicht-sozialistischen Ausland mit der DDR-Regierung. Für diese Forschung erhielt er das Manfred Lahnstein Fellowship am Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society an der Haifa University und das Hilde Robinsohn-Guest Fellow am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien. Seit Oktober 2024 ist er MSCA Postdoctoral Fellow am Center for European Studies an der Universität Verona.
Dieser öffentlicher Vortrag findet am 15.01.2025 im Zi. 413 der Theologischen Fakultät statt.